Leipziger Straße
Ich war offenbar der einzige Korrespondent überhaupt, dem es gelungen war, sowohl in der BRD als auch in der DDR akkreditiert zu werden. Eigentlich war das unvereinbar. Entweder West oder Ost. Unzählige Male pendelte ich zwischen Bonn und Ostberlin. Die Akkreditierung in der DDR war mit der Pflicht zur Wohnsitznahme verbunden.
Meine DDR-Bürowohnung befand sich in der Leipziger Straße, direkt am (damals noch "toten") Gendarmenmarkt. Nebenan hatte die Staatssicherheit eines von drei Objekten in meinem Plattenbau. Eine Zeitlang war der Palästinenser Abdel Majid Younes mein Nachbar, ein Mann mit vielen Pässen, der im Auftrag der SED mit Waffen handelte und Vermögen ins Ausland verschob.
Von meiner Wohnung hatte ich nur drei Gehminuten ins Internationale Presszentrum der DDR (IPZ) in der Mohrenstraße und zwölf Gehminuten an den Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße.
Über diesen Grenzübergang musste ich auf die Westseite gehen, um meine Artikel an die Wiener Redaktion durchzugeben. Im griechischen Restaurant "Athena II" ließen sie mich jederzeit telefonieren und gaben mir Ouzo dazu. Im Osten waren die Telefonverbindungen viel zu katastrophal.