berlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroBerliner Korrespondentenbüro Ewald König • International Media Projectsberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbürokorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbürokorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbürokorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbürokorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbürokorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbürokorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbürokorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbürokorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbürokorrespondentenbüroberlinerkorrespondentenbüro

Von Rio de Janeiro nach Berlin-Kreuzberg

Von Rio de Janeiro nach Berlin-Kreuzberg

Die prägenden Minuten mit Willy Brandt: Fátima Lacerde zwischen Journalismus und Politik

 

Die Brasilianerin Fátima Lacerde berichtet für brasilianische Medien und findet inzwischen auch Gefallen an der Berliner Kommunalpolitik (Foto: privat)

 

Vor dem Zeitalter der Digitalisierung war Brasilien aus europäischer (und teils eurozentrischer) Sicht ein Land in weiter Ferne. So auch 1988, als ich an einem heißen Sommer bei 33 Grad im August an Bord einer Pan Am Maschine am Flughafen Tegel landete. Kurzweilig war ich verunsichert. Schließlich sagte man mir quasi als Vorwarnung: „Berlin? 3 Meter Schnee!" oder aber „Dort regnet es andauernd!" Doch es war bei meiner Ankunft fast so heiß wie daheim. 

Von den Deutschen häuften sich Fragen wie: "Welche Sprache spricht man in Brasilien?" "Feiert man dort auch Weihnachten?" Auch die Frage, warum überhaupt eine Brasilianerin nach Berlin gekommen ist (wo es dort so schön warm und sonnig ist), wurde mir oft gestellt. Allerdings nicht zu vergleichen mit der Häufigkeit wie die Verwunderung über meinen Vornamen: "Fátima!" Die Antworten erforderten eine lange und detaillierte Erklärung über einen Pilgerort in Portugal.

Ich kam in Berlin ein Jahr nach der 750-Jahres-Feier an, rechtzeitig genug, die „Insel" – umrundet vom Eisernen Vorhang und dessen Auswirkungen im Alltag – hautnah zu erleben. Später haben mehrere brasilianische Sender darüber berichtet: "Fátima Lacerda: Die Brasilianerin, die den Fall der Mauer erlebte!"

https://www.youtube.com/watch?v=LIQaLsOJzQA

Die unheimliche Stimmung am Grenzübergang Friedrichstraße samt dem Kiosk mit dem Plakat der Schweizer Schokolade "Toblerone", die Stimmung in der U-Bahn auf dem Weg zur Schule in Kreuzberg, der Ausflug mit der Schulklasse nach Sachsenhausen über den menschenleeren, in einem geisterbahnhofähnlichen Alexanderplatz, den Fall der Mauer, die Begrüßung der Trabis an der Mauerstraße und die Deutsche Einheit erlebte ich mit kaum zu beschreibender Intensität, aber auch wissend, dass sich vor mir lebendige Geschichte abspielt. 

Die Dynamik eines Polit-Thrillers wurde gekrönt durch eine Begegnung von ca. vier Minuten mit Ex-Kanzler Willy Brandt im Anschluss an seine Rede am Schöneberger Rathaus am 10.11.1989.

Dass die Schlüsselfigur im Ost-West-Konflikt sich für mich ca. vier Minuten Zeit nahm, prägt mich bis heute! Brandt ging die Treppe in Richtung Garten hinunter. Weit und breit keine Security. Dort, wo sein Auto und sein Parteifreund und Vertrauter Hans-Jochen Vogel auf ihn wartete. Er hörte zu, bewegte den Kopf affirmativ, lächelte, wie dies ein Gentleman tut. Jahre später, beim wiederholten Anschauen der legendären Elefanten-Runde, konnte ich feststellen: Er konnte auch ganz anders. Insbesondere mit Helmut Kohl.

In den Stunden, in der die Weltordnung verrückt wurde und die Berliner Mauer zerbröckelte, nahm sich der Altkanzler Zeit, einer ihm vollkommen unbekannten Person zuzuhören. Auch wenn mir damals der Plan, Politikerin zu werden (nie im Leben!) vorschwebte, so gewinnt diese Begegnung heute jedoch bei den Schritten als nunmehrige Kommunalpolitikerin immer mehr an Bedeutung.

Politik auf Deutsch

Brasilien war eine gerade neu gründete Demokratie nach Jahrzehnten militärischer Diktatur (1964-1985), und die politische Kultur dort war alles andere als eine Inspiration. Daher war die Begegnung mit diesen zwei Riesen der deutschen Politik, die für Werte und für die Pflicht, dem Lande zu dienen, sich auf die Fahne geschrieben hatten, eine Horizonterweiterung. Ein Wermutstropfen bleibt, dass Ex-Kanzler Helmut Schmidt nicht zu diesem Bunde gehört, dem ich persönlich begegnet bin. Im Jahr 2012 hätte ich ihn beinah interviewen können.

Vor kurzem, bei einer Pressereise nach Hamburg, habe ich, getrimmt von journalistischem Hunger, sein Stammlokal (Old Commercial Room) besucht. Den Geschäftsführer, Herrn Rauch (!), fragte ich Löcher in den Bauch über die Zeit, als Helmut Schmidt dort ein- und ausging. An seinem Stammtisch stehend, fand die Begegnung statt. Indirekt, aber für mich nicht wenig bedeutend.

Je mehr mein Weg in die Politik Form annimmt, desto mehr kristallisieren sich diese wenn auch kurzen Begegnungen als inspirierend heraus. Wahrscheinlich werden sie, On The Long Run, als Rückhalt fungieren, wenn Zweifel und Stolpersteine auftauchen. Und das werden sie.

Bayerischer Landesvater

Als ich mit Schulfreunden auf dem Rasen des Reichstags, damals Ort einer Dauerausstellung deutscher Geschichte, an einem Sonntag Ball spielte, kam einer aus seinem Auto zurück, in dem das Radio lief. Mit ernster Miene schaute er seinen Kumpel an und verkündete: "Strauß ist tot!" Auch wenn ich damals noch nicht wusste, um wen es sich dabei handelte, seiner Miene nach zu urteilen war mir klar: Eine große Nummer der bundesdeutschen Politik war gestorben. Viel später, während des Grundstudiums der Politologie am Otto-Suhr-Institut, wurde das Video der legendären Elefantenrunde im Jahr 1980, die ich in der Mediathek "entdeckte", mit Helmut Kohl, Helmut Schmidt, Willy Brandt und Franz-Josef Strauß mein Favorit. Und gleichzeitig vervollständigte es das Bild der damaligen parteipolitischen Landschaft.

Ein Jahrzehnt später, bei der allerersten Sitzung des Deutschen Bundestages am 19. April 1999 in Berlin, saß ich auf der Pressetribüne. Neben mir der Journalist Klaus-Peter Siegloch (ZDF), gerade aus der Funktion als Studioleiter in Washington zurückkehrt. Damals, obwohl noch im Aufbaustudium Kultur- und Medienmanagement bei Professor Dr. Klaus Siebenhaar, bestand die Absicht, in nicht allzu weiter Ferne Journalistin zu werden. Aber mein Interesse für Politik war schon immer vorhanden. Zu Hause war oft darüber gesprochen worden. 

Der Weg zum Journalismus lief alles anders als geradlinig. Ich studierte zunächst Portugiesisch und Amerikanistik auf Lehramt. Danach, schon in Berlin, absolvierte ich das Grundstudium Politologie an der Freien Universität. Und anschließend meisterte ich das Aufbaustudium, Kultur- und Medienmanagement an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler", Berlin, mit dem Schwerpunkt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die ich ganze zwei Semester unter der Leitung der damaligen Gastdozentin Dr. Monika Grütters besuchte. 

Es waren aber das Medium Film und meine grenzenlose Leidenschaft für die damaligen "Internationale Filmfestspiele Berlin", heute als "Berlinale" bekannt, was mich letztlich zum Journalismus führte. Zunächst schrieb ich nur im Januar und Februar Filmkritiken und Rezensionen, dann übers ganze Jahr hindurch. Globo News, Folha de São Paulo, O Globo, Carta Capital, Correio do Brasil, Estado de São Paulo, Cenas de Cinema, Cinema7 Arte, Radio CBN zählten im Laufe der Jahre zu meinen Auftraggebern.

Teilweise bedurfte es hartnäckiger Pionierarbeit, RedakteurInnen zu überzeugen, ein zeitgemäßes Bild aus Berlin und Deutschland wahrzunehmen und darzustellen. Weit weg von Biergärten, Oktoberfesten, potenten Autos und hübschen blonden Frauen. Es gelang mir im Jahr 2014 als erste Journalistin, für die brasilianischen Medien über den kometenhaften Aufstieg der "Alternative für Deutschland" (AfD) einen Artikel zu veröffentlichen. Es war in der Zeitung Folha de São Paulo.

Zwischen den Jahren 2013 und 2018 verfasste ich Artikel für einen Blog, platziert auf dem Portal der damals wichtigsten brasilianischen Zeitung Estado de São Paulo, mit dem einladenden Namen "Alle Wege führen nach Berlin".

https://internacional.estadao.com.br/blogs/fatima-lacerda/
 

Darüber hinaus schreibe ich Artikel für die Grüne Zeitung Der Stachel (Kreuzberg-Friedrichshain) zum Thema Menschenrechte, Frauen in der Politik und Grüne in der Welt. Auf dem Blog inberlin.de berichte ich kontinuierlich seit dem Jahr 2013 über Kultur, Fußball und Gastronomie-Events. Auch Reiseberichte verfasse ich liebend gerne. 
 

https://blog.inberlin.de/author/rio-berlin/
 

Presse als Staatsfeind

Im Rahmen der Präsidentschaftswahlen im Jahr 2018 rutschte die Zeitung Estado de São Paulo erheblich nach rechts. Das war nur der Beginn einer schwierigen Etappe für den brasilianischen Journalismus im In- und Ausland.

Im Jahr 2016 habe ich eine neue journalistische Bahn eingeschlagen und lieferte für einen Sportsender alles rund um den deutschen Fußball: "Fußball als Opium des Volkes?" Nein. Ich wollte schon immer über die schönste Nebensache der Welt berichten, schon lange bevor die Presse als "Staatsfeind Nummer 1" abgestempelt wurde und politische Themen gemieden wurden.

Es waren die Mannschaften vom FC Bayern München (ausgerechnet!!!) und die vom damaligen Erzrivalen, Werder Bremen, die für mich der Motor in ein (hier wie dort) männerdominiertes Terrain waren. Immer mehr Sportjournalistinnen beanspruchen ihren Stammplatz, und ich wollte nicht länger auf der Reservebank verweilen und schon gar nicht auf die Tribüne verbannt werden. Heute mache ich große Reportagen für das wichtigste Onlineportal Brasiliens im Ressort Sport (UOL Esporte). Obwohl wir das Jahr 2020 schreiben, werde ich von Sportjournalisten großer Medienanstalten gefragt, ob man sich in Brasilien für deutsche Clubs interessiert. 
 

https://www.uol.com.br/esporte/futebol/ultimas-noticias/2020/10/24/borussia-dortmund-x-schalke-04-rivalidade-eterna.htm
 

Als ausgebildete Kultur- und Medienmanagerin habe ich mehrere Kulturprojekte, insbesondere im Kulturaustausch Brasilien-Deutschland, auf die Beine gestellt, bevor ich mich vollkommen dem Journalismus widmete. Der Beginn meiner hauptberuflichen Tätigkeit kann an einem Ereignis festgelegt werden. Ich war Zeugin eines Wahlmarathons von mehr als neun Stunden im Reichstag im Jahr 2010 bei der Bundesversammlung und der Herkules-Aufgabe, Christian Wulff in das höchste Amt des Landes zu wählen. Um nach so vielen Strapazen ein bisschen frische Luft zu schnappen, ging ich ans Spreeufer. Dabei kam mir die Idee, bei der Auslandsredaktion der Zeitung Estado de São Paulo anzurufen. Ich erzählte den RedakteurInnen über die Pattsituation in Berlin. Minuten später erhielt ich eine E-Mail mit dem Satz: „Ja, wir wollen den Bericht". Das war der Beginn einer wunderbaren Laufbahn, mit vielen Begegnungen, Geschichten und Freundschaften, die daraus resultierten.

 

Politisches Parkett ade !

Im Jahr 2007 wurde Brasilien zu einer Wirtschaftsmacht. Daraufhin ein Protagonist auf dem internationalen politischen Parkett. Den Höhepunkt der Beziehung zwischen Deutschland und Brasilien bildeten die ersten Deutsch-Brasilianischen Konsultationen, die im Jahr 2015 in Brasilia stattfanden. Die Kanzlerin kam mit einer großen Wirtschaftsdelegation im Gepäck angereist.

Seit der Wahl des brasilianischen Rechtsextremisten Jair Bolsonaro liegt die Beziehung beider Länder auf Eis. Brasilien ist politisch isoliert und außenpolitisch am Rande der Bedeutungslosigkeit angelangt.

In Brasilien wurde der Beruf des Journalisten zu einer lebensgefährlichen Tätigkeit. Die Berichte über Deutschland werden von den Nachrichtenagenturen und von Korrespondenten aus Brüssel, London oder Genf übernommen, ohne den Blick für das Ganze zu haben.

Spätestens seit Bolsonaro im Amt ist, kämpfen die Medienanstalten um ihre Existenz und befürchten Repressalien. Unbequeme JournalistInnen werden ständig zur Zielscheibe des Hassdiskurses der Gefolgschaft Bolsonaros, und Angst bestimmt das Ausüben dieses Berufes.

Nicht die magere Auftragslage durch die desolate Situation der brasilianischen Presse war der Hauptauslöser für meinen Gang in die Politik, sondern die Etablierung der Politikverdrossenheit auf allen Ebenen hatte den Alarm und den Tatendrang ausgelöst, Dinge zum Besseren verändern zu wollen. Insbesondere die Eingewöhnung der etablierten Parteien mit der Existenz und mit der immer größer werdenden Macht der AfD ist mir ein Dorn im Auge. Seit dem ersten Bericht über diese Partei in der brasilianischen Presse im Jahr 2014, damals noch mit Frauke Petri im Vorsitz, katapultierte diese Partei im Jahr 2017 zur drittstärksten Kraft in Deutschland. 

Seit September 2019 fungiere ich als Stellvertretende Bürgerdeputierte im Ausschuss Kultur und Bildung beim Bündnis '90/Die Grünen im Kreisverband Kreuzberg/Friedrichshain und kandidiere fürs Bezirksparlament im Jahr 2021.

 

Der unebene Weg zur Politik

Die Politik erfordert unter anderem die Fähigkeiten zur Diplomatie und zum hartnäckigen Dialog. Werkzeuge, welche mich unweigerlich an meine Zeit als Mitbewohnerin einer linken WG erinnert. Mit einem Marxisten, einem Anarchisten und einer (zur Hardliner-Flügel gehörenden) Aktivistin der LGBT-Bewegung zu leben, verlangten mir Geduld und Dialogbereitschaft ab. Manchmal mit mehr, öfters mit weniger Erfolg. 

Die Notwendigkeit, für den Klimaschutz einzutreten und mich nicht wortlos mit dem kometenhaften Aufstieg des Rechtspopulismus in Deutschland abzufinden, rundeten den Entschluss ab, zusätzlich zum Vollblutjournalismus eine weitere berufliche Bahn einzuschlagen.

Fátima Lacerde