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Warum hat Deutschland kein Journalismus-Festival wie Frankreich und Italien?

Warum hat Deutschland kein Journalismus-Festival wie Frankreich und Italien?

Warum hat Deutschland kein Journalismus-Festival wie Frankreich und Italien?

 

 

Zum 7. Mal findet 2023 das Festival international de Journalisme (FIJ) im Dorf Couthures statt, achtzig Kilometer von Bordeaux. Das jährliche Treffen versammelt für drei Tage je zur Hälfte professionelle Journalisten und interessiertes Publikum; jedem steht die Teilnahme offen, ebenso der kostenlose Campingplatz. Betreut von „Le Monde“ – der renommierten französischen Tageszeitung – erläutern und debattieren teils hochkarätige Medienvertreter aus konkurrierenden Print- und Onlinemedien, TV und Radio, beantworten Zuhörerfragen und sind außerhalb des Podiums oft selbst nachfragendes Publikum. 

 

Das Konzept sieht Fachgespräche zum Thema Journalismus vor. Veranstaltungen beleuchten den Einfluss der Eigentümer (80 Prozent der Medien in Frankreich gehören nur acht Personen!), hinterfragen die Nähe von Journalisten – egal ob auf lokaler oder nationaler Ebene – zu Politikern, analysieren den „Aufstieg der Kommentatoren“ (einer der Titel) oder erläutern, „Wie man Meinung manipuliert“ (Titel).

 

Karikaturisten, deren Arbeit nach den Protesten gegen die „Jyllands-Posten“ 2005 und den Anschlägen auf „Charlie Hebdo“ 2015 in der Gegenwart weltweit mehr Relevanz erfährt als je zuvor, kommen zu Wort. Gefragt wird, was lokale / nationale Medien unterscheidet und ihr Alleinstellungsmerkmal ist. Auslandsreporter – die Spiegel-Korrespondentin in Frankreich und ihre Kollegen von „El País“ und „Corriere della Sera“ – erläutern die Vermittlung nationaler Inhalte in der Heimat, und die Leiterin der Hauptnachrichten auf ARTE den täglichen Balance-Akt der franco-deutschen Redaktion in Straßburg.

 

Jüngste Entwicklungen werden erforscht: Im vergangenen Jahr erzählte in „Über den Krieg aus Russland berichten“ die seit zehn Jahren in Moskau arbeitende Reporterin des französischen Auslandssenders RFI, warum sie einen Angriff Russlands völlig ausgeschlossen hatte. In „Was bleibt von der Pressefreiheit in Russland?“ gab ein russischer Journalist, der für „Dojd“, dem – seit April 2022 eingestellten – unabhängigen, sehr regierungskritischen russischen Fernsehsender arbeitete, seine (nicht einseitige) Einschätzung. Die Wahlen 2022 aus Sicht derer, die darüber berichteten, war ebenso französisches Thema wie „Herausforderungen für die freie Presse in Algerien“ in Relation mit der Unabhängigkeit des Landes vor 60 Jahren.

 

Gehen diese Themen von der Praxis des Journalismus an sich aus, gibt es ebenso viele, die umgekehrt von Medien vermittelt werden. 2022 waren dies die „Transition écologique“, die Rückkehr von „Grenzen“ – physisch-national-ethnisch-politischen – weltweit, sowie das Genre des kulinarischen Journalismus. Der Spielfilm „Enquête sur un scandale d’État“ erzählte den echten Fall eines Investigativ-Reporters, der aufdeckte, wie die französische Polizei unter Präsident Sarkozy Drogen schmuggelte, um mit „Beschlagnahmungen“ in Umfragen zu punkten. Alle Treffen – pro Tag etwa dreißig, ausnahmslos alle der Öffentlichkeit zugänglich, dauern eine Stunde, wobei genau die Hälfte der Zeit für Publikumsinterventionen reserviert ist. Ateliers mit Praxisteil finden statt, Kinder können sich bei „Le petit Monde“ verwirklichen.

 

Es gab immer die Notwendigkeit, aber auch das kulturelle Bedürfnis nach Qualitätsjournalismus; im 19. Jahrhundert wie heute. Doch wie auch im Falle der Demokratie muss für deren Existenz beständig gekämpft werden. Bedrohungen des guten Journalismus – egal ob er Politik, Kultur oder Sport beleuchtet – hat es fortwährend gegeben (auch aufgrund prekärer Arbeitsverhältnisse).

 

Der Eindruck, dass es heute besonders wichtig sei, diese Art Analyse zu fördern, könnte zunächst also übertrieben sein. Vielleicht aber auch nicht: Im Kampf um seine Wiederwahl hatte beispielsweise der französische Präsident Macron im Frühjahr 2022 populistisch die Abschaffung der Rundfunkgebühren (138 Euro pro Jahr pro Haushalt) versprochen. Ihr wurde im September 2022 tatsächlich von der Assemblée National zugestimmt. In Zukunft soll die Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Sender aus der Mehrwertsteuer erfolgen, was dennoch zu der Zusammenlegung von Kanälen und Qualitätseinbußen führen wird.

 

Ebenso unter massivem Druck steht die BBC: Obwohl deren Leistung international massiv überwertet wird und ihre Spitzenposition unter internationalen Medien der englischen Sprache geschuldet ist, steht sie in ihrem Heimatland unter großem Druck. Seit den 1980er Jahren bestimmt allein absolute wirtschaftliche Effizienz zu Lasten von Qualität die Politik unterschiedlicher britischer Regierungen, und es war nur eine Frage der Zeit, bis die öffentlichen Medien drankamen. 2027 soll die öffentliche Finanzierung komplett auslaufen.

 

In Deutschland wiederum wurde zuletzt durch den WDR-Intendanten eine Reduzierung und Zusammenlegung der Medien herbeigeredet, die, anstatt das Interesse an gutem Journalismus zu fördern, am ehesten zu sukzessiv weniger Konsumenten wie im Buchgeschäft führen wird (Wer unter 25 Jahren liest denn noch viele Bücher und ist umfassend gut informiert?), geschweige zu mehr kritischer Aufmerksamkeit von Nutzern, die mitdenken.

 

Das FIJ ist eine exzellente Möglichkeit, nicht nur französische Medien kennenzulernen, sondern die Bedeutung von Journalismus für Demokratie weltweit. Für all jene, die nicht zum Festival in Südfrankreich kommen, veranstaltet Le Monde in Paris außerdem noch ein jährliches Wochenende mit ähnlichen Inhalten kritischer Reflexion. Voraussetzung für die Teilnahme ist jedoch in beiden Fällen – Festival und Wochenende - eine gute Kenntnis des Französischen.

 

Bei dem International Journalism Festival, das vom 19. bis 23. April 2023 zum 17. Mal im italienischen Perugia stattfindet, finden hingegen etliche Veranstaltungen auf Englisch statt. Zweifellos kommen auch weltweit tätige Journalisten oft an ihre Grenzen, wenn es darum geht, sich auf Englisch verständlich für Zuhörer auszudrücken; dieses Problem gibt es in Frankreich nicht. Dennoch: Während Italien und Frankreich seit Jahren durch ihre beiden Festivals dazu beitragen, kritische Berichterstattung zum öffentlichen Thema zu machen, gibt es keinerlei vergleichbare mehrtägige Veranstaltung für Profis und Publikum im deutschsprachigen Raum – weder regional, national oder international, noch als rein deutschsprachiges oder gemischt deutsch/englischsprachiges Angebot.

 

Da die deutschsprachige Presse die größte Auflage hat und den größten geographischen Raum und die zahlenmäßig größte Leserschaft in Europa erreicht, erscheint so ein Angebot dringlicher denn je; für den Journalismus und alle, die davon leben, und im gleichen Maße für das interessierte Millionenpublikum. Wer ergreift die Initiative?

 

Michael Wiersing

(Text und Foto)