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Wie ein Italiener am Deutschlandbild arbeitet

Wie ein Italiener am Deutschlandbild arbeitet

Emilio Esbardo, Korrespondent und Fotograf: Porträts der Gesellschaft mit Wort und Licht

Der italienische Korrespondent Emilio Esbardo vor dem Flugzeug des US-Präsidenten Barack Obama in Berlin

Perugia ist eine mittelalterliche Stadt zwischen Florenz und Rom. Dort begann ich meine Karriere als Schriftsteller und Fotograf. Als ich nach Deutschland zog, verband ich meine Leidenschaft für Fotografie mit Journalismus. Anlässlich des 20-Jahre-Mauerfall-Jubiläums fing ich an, Artikel in der Quotidiano della Calabria zu veröffentlichen.

2009 kam ich zum zweiten Mal nach Berlin, nachdem ich dort bereits 2006 dank des DAAD-Stipendiums gelebt hatte, um meine Abschlussexamensarbeit über die Stadt schreiben zu können. Ich habe sie dann als Sachbuch mit dem Titel Judith Hermann und Berlin: eine Schriftstellerin, ihre Generation, ihre Stadt veröffentlicht.

Nachdem ich umfangreiche Erfahrungen bei der Quotidiano della Calabria gesammelt hatte, kam ich auf die Idee, über mich und meine Epoche zu erzählen. Durch meine Artikel und meine Fotos hatte ich die Möglichkeit, ein originalgetreues Porträt der großen sozialen, kulturellen und politischen Veränderungen in unseren Gesellschaften zu machen, die schnell und unmerklich in diesen Jahren geschehen sind.

Gibt es vor diesem Hintergrund etwas Besseres als Berlin, jene Stadt, die im Guten wie im Schlechten auf internationaler Ebene Protagonist des 20. Jahrhunderts war? Unter anderem war Berlin Zentrum und Herz des Kalten Krieges, die Grenze, die die kapitalistischen Länder von den Kommunisten trennte. Mit der Wiedervereinigung begann die Stadt, sich rasch neu zu erfinden. Nach der sogenannten Wendezeit der neunziger Jahre geschahen in Berlin dieselben Ereignisse, die sich im Rest der Welt ereigneten.

Migration, Terrorismus, Diktaturen, Wirtschaftskrise, Klimawandel, Gentrifizierung, aber auch die Emanzipation der Frauen sind einige der neuen Herausforderungen der globalisierten Welt. Berlin ist die Stadt, in der sich diese Veränderungen in der Architektur, im Film, in der Musik und in der Literatur zeigen.

Seit meinem Umzug in die deutsche Hauptstadt ist mein privates und berufliches Leben eng mit den historischen Ereignissen verbunden. Mit anderen Worten: Wann immer ich von anderen Akteuren spreche, rede ich irgendwie über mich selbst.

Deshalb habe ich die Zeitschrift il nuovo Berlinese gegründet. Das gibt mir die Möglichkeit, Artikel und Fotos zu veröffentlichen, die das getreue Porträt einer Ära schufen, die ich nicht beurteilt oder in Frage gestellt habe. Im Gegenteil, ich habe sie von den Protagonisten und Persönlichkeiten im politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereich beschreiben lassen. Interviews, Fotos und Artikel sind Material für mittlerweile vier Bücher geworden, für die ich einen eigenen Verlag gegründet und die ich nach Themenfeldern unterteilt habe:

• Literatur: ilb berlino – Spaziergang im Panorama der Weltliteratur

• Film: Zeitgenössischer deutscher Film

• Jazz: Jazzfest Berlin – Spaziergang in der internationalen Jazzszene

• Politik: Berlin im Spiegel der Zeit - die Protagonisten der internationalen Politik

Fotografie ist eine andere Form der Sprache, deren Grammatik aus Licht besteht. Ohne Licht würden die Fotografie und die Schöpfung des Universum überhaupt nicht existieren: "Am Anfang war es Licht." Mit meiner Nikon wollte ich die Realität – Ereignisse und Menschen – widerspiegeln, ohne sie zu verändern oder zu verfälschen. Ich wollte sie beschreiben, wie ich sie durch den Sucher gesehen habe. Mit meinem Kamera war ich immer unterwegs und Zeuge des Geschehens.

In mir entwickelten sich zwei Arten zu schreiben: die mit Worten und die mit Licht. In diesen Jahren haben meine Fotoreportagen eine eigene Sprache, einen eigenen Rhythmus, einen eigenen Klang, eine persönliche Grammatik gebildet: Wenn man meine Fotos betrachtet, kann man erahnen, dass sie von mir aufgenommen wurden. Als Vorbild hatte ich große Meister der Vergangenheit wie beispielsweise den Franzosen Henri Cartier-Bresson und den Deutschen Robert Lebeck.

Damit sich die Menschen wohl fühlen, trete ich ganz diskret vor ihnen auf, um sie nicht zu schrecken. Durch die Verwendung kleiner analoger Objektive gewinne ich das Vertrauen der Leute, so dass sie eine spontane und natürliche Verhaltensweise zeigen. Daraus entstehen ehrliche Porträts. Wenn ich unter vielen anderen Fotografen bin, mache ich mich unsichtbar und entferne mich von all den anderen, um aus persönlicher Sicht fotografieren zu können.

Mein Abenteuer als Journalist und Fotojournalist begann im Wahlkampf des angehenden Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit. Ich erinnere mich, als wäre es heute. Ich verewigte ihn, während er, umgegeben von wilden Fotografen und hektischen Kameraleuten, seinen Anhängern Teddybären zuwarf. Am Ende seiner Rede überwand ich meine angeborene Schüchternheit und fragte ihn: "Darf ich drei Fragen stellen?". "Nöö", antwortete er, "nur zwei". Nach dem Interview drehte ich mich um und sah eine Vielzahl von Kameras und Videokameras auf mich gerichtet. Ich erschrak. Damals hatte ich nicht einmal noch einen Presseausweis! Seitdem habe ich vieles erreicht.

Die oben genannten Bücher enthalten insgesamt 823 Seiten, ca. 790 Fotos und ca. 1250 Namen. Es ist das Porträt einer Ära epochaler Veränderungen, die ich mit meinen Fotos und Artikeln verewigt habe. Diese Ära endete mit Brexit und dem Wahlsieg Donald Trumps, die sich der Vision einer globalisierten Welt entgegensetzten, die sich bis dahin ziemlich rasch und ohne Hindernisse entwickelte hatte.

Ohne jemals meine persönliche Meinung auszudrücken, habe ich Vertreter unterschiedlicher und gegensätzlicher Gedankenwelten porträtiert. Zum Bespiel in der Politik: Einerseits Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, und Christine Lagarde, Direktorin des Internationalen Währungsfonds, beide Vertreter der Finanzwelt, andererseits den Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, Begründer der Mikrofinanz-Institutionen, die finanzielle Basisdienstleistungen an Menschen zur Verfügung stellen, die von herkömmlichen Banken kein Geld erhalten. Einerseits Benjamin Netanyahu, israelischer Leader, andererseits Mahmūd Abbās, den palästinensischen Leader. Einerseits Xi Jinping, andererseits Donald Trump, heute bittere Feinde. Einerseits die Anhäger der Europäischen Union wie Wolfgang Schäuble und andererseits die überzeugten Anti-Europäer wie Yanis Varoufakis. Einerseits Barack Obama, andererseits Edward Snowden, im Exil in Russland. Einerseits Wladimir Putin und andererseits die Pussy Riot Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina, die im Westen leben.

Dieselbe Themen und viele andere habe ich auch in meinen Literatur-, Kino- und Jazzbüchern behandelt. Das Ergebnis ist das Porträt einer sehr wichtigen Epoche: Alles, was in Berlin geschehen ist, ist mit unserer vernetzten Welt verbunden.

Wenn ich das eindringliche Gefühl spüre, dass ich meine Erinnerungen und alle Details wach halten möchte, bevor sie verblassen, entsteht starkes Verlangen nach Schreiben und Fotografieren. Meine Fotos und meine Artikel sind ein Mittel, um meine Erfahrungen am Leben zu erhalten. Sie sind Zeugnis meiner Ereignisse und Begegnungen, die mir wirklich passiert sind, und die mich und die Realität um mich verändert haben. Sie haben meine persönliche und berufliche Identität geprägt und mich zu dem Journalisten und Fotografen gemacht, der ich heute bin.

2009 begann ich also, mehr von Intuition als von einem bestimmen Ziel geleitet, Artikel zu schreiben und Fotos von Ereignissen und Menschen zu machen, die alle – ich wusste das damals nicht – wegen der Gesetzmäßigkeit von Ursache und Wirkung miteinander verbunden waren. Erst später beim sorgfältigen Betrachten meiner Bilder habe ich diese Verbindungen entdeckt.

So erzählen etwa meine ersten Aufnahmen vom Verschwinden der Protagonisten und Schauplätze des Berlins der Neunziger bis Mitte 2000er Jahre, das weltweit als „arm aber sexy“ bekannt worden ist – ein Zitat des damaligen Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit. Er hat sich längst aus der Politik zurückgezogen. Ebenso hat Joachim Sartorius, mit dem ich ebenfalls ein Interview gemacht habe, sein Amt als Intendant der Berliner Festspiele aufgegeben. Seine Festspiele standen für die kulturelle Lebendigkeit der Stadt. Auch Dieter Kosslick hat diese Szene verlassen. Er hatte die Berlinale der wiedervereinigten Stadt an die Zeit der globalisierten Welt angepasst.

Es gibt nichts Triviales, es gibt nur kausale Zusammenhänge im Leben. Der Beruf des Fotografen besteht aus Ästhetik und Intuition: Man muss versuchen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Zufällige Chancen bieten sich nur den mutigen Fotografen, die bereit sind, sie zu suchen.

Eine typische Anekdote aus der Berlinale 2018: Am Abend der Preisverleihung des Goldenen Ehrenbären – es war das erste Mal, dass ich als Journalist an der Berlinale teilnahm – begab ich mich auf die für Fotografen reservierten Plätze. "Hier ist es zu voll", sagte einer der Verantwortlichen. "Gehen Sie bitte in diesen Seitenbereich!" – "Das ist gut", antwortete ich. Denn ich war der einzige, der dann aus dieser Perspektive fotografierte, da ich von allen anderen Fotografen getrennt war. Genau so, wie ich es mag.

Nach dem ersten Photocall folgte ich instinktiv meinen Kollegen, als sie zum Eingang des Festsaales rannten. Der Pressebetreuerer sagte zu mir: "Um hier einzutreten, muss man ein weiteres Ticket haben." Ich hatte aber keines. Nach kurzem Überlegen sagte er: "Ok, Sie dürfen rein, aber bitte gehen Sie in die Ecke.“ – "Das ist besser!", rief ich aus, glücklich, wieder eine alleinige Position zu haben.

Und kurz vor der Feierlichkeiten sprach mich ein weiterer Betreuer an: "Hier können Sie nicht bleiben. Es gibt noch zwei Plätze frei in der ersten Reihe. Bitte setzen Sie sich dorthin.“ – "Noch besser!", rief ich zum dritten Mal aus, glücklicher denn je! Ich saß an einer Stelle, von der ich großartige Fotos nicht nur vom ganzen Publikum machen konnte (eines dieser Bilder wurde in dem Coverbuch meines Buches über den deutschen Film abgebildet), sondern an meinem Sessel kam Dieter Kosslick mit dem Preisträger vorbei, um die Bühne zu erklimmen! Alle anderen Fotografen hockten zusammen auf der anderen Seite des Saales und hatten alle dieselbe Perspektive.   

Zu meinen Lieblingsbildern gehören die vom Jazzfest, die meisten davon in Schwarzweiß, wo es mir besonders darum ging, kleine Details und Gesten der Musiker festzuhalten. Die Kamera als Erweiterung meines Körpers und meiner Augen. Die Spontaneität meiner Aufnahmen zeigt sich auch in meinem Buch über das Literatur Festival. Einige Situationen provozierte ich. So verharrte ich regungslos mit dem Objektiv vor den niederländischen Schriftstellerinnen Bregje Hofstede und Niña Weijers, ohne zu knipsen – bis sie spontan anfingen zu lächeln und sich vor der Kamera zu umarmen. Sie schenkten mir wunderschöne spontane Porträts.

Während der Victress Awards begrüßte ich die Sängerin Nena, als wären wir lang befreundet, und sie winkte mir ganz spontan mit der Hand zu. Im Hintergrund die anderen Fotografen, die allesamt wiederum auf der anderen Seite waren.

Ich habe meine Texte und Fotos in besonderer Gestaltung - mit zahlreichen optischen, grafischen Highlights und anspruchsvoller Typografie - eingefügt. Aus meiner Sicht sind Texte, Illustrationen, Fotos, Typografie gleichberechtigte Ausdrucksformen, die ein Gesamtkunstwerk ausmachen können.

„Jener alte Indianerglaube, ein Foto stehle dem Menschen einen Teil seiner Seele, ist völliger Unsinn. Das Gegenteil ist richtig. Ein gutes Foto macht unsterblich“, hat Robert Lebeck in seiner Autobiografie geschrieben. Ich wünsche allen Lesern eine angenehme Lektüre meiner Bücher und ein gutes Gefühl beim Betrachten der Fotos.

Berlin, im August 2020